Wirtschaft und Politik
Schülerinnen und Schüler der Wilhelm-Raabe-Schule Hannover besuchen das Klinikum Wahrendorff
Den „Beat“ der Gesellschaft fühlen
Florian Schierholz (l.) und Dr. Marcel Wendt (2.v.l.) zeigten einen besonderen „Beat“ der Gesellschaft.Sport- und Bewegung als körpereigenes Antidepressivum. Koordination und Bewegung brachten besonderen Spaß.
Hannover/Sehnde, 18. Oktober 2021
„Feel the beat“ lautet der Titel einer aktuellen Projektwoche in der Wilhelm-Raabe-Schule (WRS) Hannover. „Klar denkt man da zunächst an Musik und an den Takt, aber vor allem ist Musik emotional, menschlich und fühlt den Rhythmus der Gesellschaft“, so Florian Schierholz, Lehrer für Mathematik und Geschichte an der WRS Hannover. Und so machte er sich mit seinen Schülerinnen und Schülern aus der 10. Klasse des Gymnasiums auf zum Klinikum Wahrendorff nach Sehnde, um gemeinsam ein Gespür dafür zu bekommen, was es heißt, wenn Menschen durch Erkrankung und/oder einer Behinderung im allgemein gesellschaftlich definierten Rhythmus nicht mithalten können, eine Pause benötigen.

Dr. Marcel Wendt. Leiter der Sporttherapie am Klinikum Wahrendorff, begrüßte die Schülerinnen und Schüler und begann den Tag gleich mit einer Art Social Walk über das große Gelände des Klinikums. „Das Klinikum Wahrendorff ist ein Fachkrankenhaus für die Seele und eine große Einrichtung der Eingliederungshilfe. In den Kliniken werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt, wie z. B. Depressionen, Sucht, Schizophrenie, Ängste, unklare körperliche Beschwerden. Und in der Eingliederungshilfe wohnen Menschen mit seelischen, geistigen und/oder Mehrfachbehinderungen in unterschiedlichen Wohnformen“, beschreibt Dr. Wendt während des Rundgangs und gibt Antworten auf die vielen Fragen. Dass es hier neben dem klassischen Krankenhaus auch Tageskliniken gibt, in denen man in schwierigen emotionalen Situationen tagsüber therapeutische Unterstützung findet, ansonsten aber Zuhause sein kann, war nicht allen Schülerinnen und Schülern bekannt.

Und ein bisschen spuken auch immer noch die Mauern der „Wahrendorffschen Anstalten“ in den Köpfen. Umso überraschter zeigten sich die Schülerinnen und Schüler beim Besuch in den Arbeitswelten der Eingliederungshilfe. Denn die Bewohnerinnen und Bewohner der Heimbereiche wohnen nicht nur auf dem Gelände, sondern viele von Ihnen gehen tagsüber arbeiten, z. B. in der Verpackungs-Arbeitstherapie, in der Holzwerkstatt, in der Fahrradwerkstatt, in der Kunstwerkstatt, wo sie auch Aufträge von Kundinnen und Kunden abarbeiten. Die Wertschätzung und Anerkennung, die sie hier erfahren ist immens wichtig. Sie erleben, dass ihre Arbeit von Bedeutung ist, dass sie benötigt werden und ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft sind. Diese Selbstbestätigung ist für die Menschen in der Eingliederungshilfe sehr zentral.

Zum Abschluss ging es dann in die Sporttherapie des Klinikums, mit einem großen Fitness-/ Rehabereich. Und hier forderte Dr. Wendt, selbst ambitionierter Läufer und Tennisspieler, die Schülerinnen und Schüler auch aktiv mit koordinativen Bewegungsübungen, die sichtlich Spaß machten. „Sport ist ein ganz wesentlicher Baustein unserer Therapiekonzepte“, informierte Dr. Wendt und überreichte allen Schülerinnen und Schülern eine Medikamentenschachtel mit der Aufschrift „Sporttherapie – körpereigenes Antidepressivum“. Darin verpackt gab es aber keine Tabletten, sondern Traubenzucker und ganz viele Studienbelege, wie positiv Sport- und Bewegung die menschliche Seele und den Körper beeinflussen: präventiv, um nicht krank zu werden, aber auch als Therapie, wenn man erkrankt ist.
Wirtschaft und Politik | 18.10.2021 | pp | 2181 Leser